Wie groß sind deine Werke, HERR! Sehr tief sind deine Gedanken. (Ps 92,6)
Denn <so viel> der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. (Jes 55,9) [1]
Das AT zeugt von der Höhe und Erhabenheit der Gedanken Gottes. Gott ist der Erhabene und Allmächtige. Als Schöpfer Himmels und der Erde steht er weit über seinen Geschöpfen. Das gilt auch für uns, die wir nach seinem Bild geschaffen worden sind. Gott wäre nicht Gott, wenn wir ihn und seine Gedanken mit unserem begrenzten (und durch den Sündenfall in Mitleidenschaft gezogenen) Verstand völlig erfassen könnten. Selbst die uns vertrautesten Personen „durchschauen“ wir nie hundertprozentig – wie viel weniger Gott. Seine Gedanken und Wege sind und bleiben höher als unsere Gedanken und Wege (Jes 55,9).
Auch für uns, die wir in neutestamentlicher Zeit leben, bleibt Gottes Handeln manchmal geheimnisvoll und unverständlich. Doch das größte Geheimnis Gottes ist uns offenbart worden:
[...] zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, <das ist> Christus, in dem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind. (Kol 2,2-3)
Niemand hat Gott jemals gesehen. Alles, was in alttestamentlicher Zeit von Gott bekannt war, ging auf Gottes Reden, seine Selbstoffenbarung, zurück. Doch Jesus Christus, Gottes Sohn, hatte den Vater gesehen. Deshalb konnte er das Wesen und die Gedanken Gottes in viel besserer Weise offenbaren, als alle alttestamentlichen Gottesmänner und Propheten.[2] Ja, Jesus Christus ist sogar Gott selbst. Wenn wir ihn betrachten, dann sehen wir den Vater.[3] Sein Handeln und Reden stimmt völlig mit dem Handeln und Reden des Vaters überein![4] In Jesus Christus wohnt die ganze Fülle Gottes,[5] deshalb finden wir in ihm alle Weisheit und Erkenntnis (Kol 2,3). Allerdings sind die Schätze der Weisheit und Erkenntnis in ihm verborgen, d.h. nicht sofort zugänglich und offenbar. Doch es gibt einen Schlüssel, der den Zugang zur Weisheit und Gotteserkenntnis öffnet: der Heilige Geist!
Uns aber hat Gott es geoffenbart durch den Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes. (1.Kor 2,10)
Kein Mensch weiß, was in einem anderen Menschen vorgeht. Nur der Geist des Menschen selbst weiß dies. Der Geist eines anderen Menschen kann dies nicht erforschen. Um zu wissen, was in einem anderen Menschen vorgeht, sind wir auf dessen Mitteilungen angewiesen. Gleiches gilt auch für Gott. Kein Mensch kann erkennen, was in Gott vorgeht. Nur der Geist Gottes weiß dies.[6] Da Gott aber möchte, dass wir Menschen seine Gedanken und Pläne kennen und nach seinem Willen leben, hat er sich im AT bestimmten Menschen (besonders den Propheten) mitgeteilt. Uns aber hat er etwas viel Großartigeres geschenkt: seinen Geist, den Heiligen Geist.
Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir die <Dinge> kennen, die uns von Gott geschenkt sind. (1.Kor 2,12)
Der Heilige Geist Gottes befähigt uns, die Dinge zu erkennen, die uns von Gott durch den Glauben an Jesus Christus geschenkt sind, d.h. die Erlösung von den Sünden durch das Blut Jesu, das ewige Leben, Bewahrung vor dem Zorn Gottes usw.[7] Alles das, was Gott uns bereitet hat, übersteigt jedes menschliche Vorstellungsvermögen.
[...] sondern wir reden Gottes Weisheit in einem Geheimnis, die verborgene, die Gott vorherbestimmt hat, vor den Zeitaltern, zu unserer Herrlichkeit. 8 Keiner von den Fürsten dieses Zeitalters hat sie erkannt - denn wenn sie <sie> erkannt hätten, so würden sie wohl den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt haben -, 9 sondern wie geschrieben steht: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“ 10 Uns aber hat Gott es geoffenbart durch den Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes. (1.Kor 2,7-10)
Nur durch den Geist Gottes sind wir in der Lage, etwas von den zukünftigen Segnungen zu verstehen. Wer Gottes Geist nicht hat, kann alles das nicht verstehen. Deshalb brauchen wir viel Geduld, wenn wir mit Unglaubenden über geistliche Dinge reden. Solange der Herr noch nicht an ihnen wirkt und ihnen das Verständnis öffnet, haben sie ein prinzipielles Problem, diese Dinge zu verstehen [8] (wie auch die Jünger vor der Ausgießung des Heiligen Geistes nicht alles verstehen konnten).[9]
Dank des Geistes Gottes können wir nicht nur die Tiefen Gottes bezüglich unserer zukünftigen Segnungen erforschen (1.Kor 2,10), sondern die ganze Wahrheit!
Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen. (Joh 16,13)
Damit bleibt natürlich noch die Frage, ob wir das große Geschenk Gottes, den Heiligen Geist, auch dazu benutzen, die Tiefen Gottes zu erforschen! Jedes Forschen braucht Zeit und ist mitunter mühsam. Aber wir verunehren den Geber dieser gewaltigen Gabe, wenn wir seinen Geist nicht benutzen!
[...] damit ihr imstande seid, mit allen Heiligen völlig zu erfassen, was die Breite und Länge und Höhe und Tiefe ist, und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, damit ihr erfüllt werdet zur ganzen Fülle Gottes. (Eph 3,18-19)
Gott hat uns nämlich sein Wort, die Bibel, und den Heiligen Geist gegeben, damit wir Breite, Länge, Höhe, Tiefe und die die Erkenntnis übersteigende Liebe Christi völlig erfassen und damit zur ganzen Fülle Gottes erfüllt werden. Zur Zeit des AT war alles, was die Gemeinde betraf, noch ein Geheimnis; es wurde den Menschen nicht offenbart. Erst Jesus fing mit der Belehrung über die Gemeinde an.[10] Paulus wurde vom Herrn in besonderer Weise beauftragt, das Geheimnis der Gemeinde zu offenbaren und damit das bis dahin verborgene ans Licht zu bringen.[11] Für uns sind seine Belehrungen in der Bibel schriftlich festgehalten und können dort von uns erforscht werden.
In Eph 3,18 steht, dass wir Breite, Länge, Höhe und Tiefe erfassen sollen. Breite, Länge und Höhe sind die uns vertrauten drei räumlichen Dimensionen. Doch als Christen müssen wir uns neben dem sichtbaren irdischen in besonderer Weise mit der „Tiefe“ der Weisheit und Erkenntnis Gottes (Kol 2,3; 1.Kor 2,10; Röm 11,33) beschäftigen! Sie gilt es zu erforschen, damit wir die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übersteigt. Natürlich ist es unmöglich, etwas zu erkennen, das unsere Erkenntnis übersteigt – und dennoch sagt Gott nicht, dass wir es deswegen lassen sollen, sondern fordert uns auf, das Unmögliche zu tun. Dazu hat er uns seinen Geist als Hilfsmittel gegeben. Nur wenn wir die Größe der Liebe Christi zu uns ansatzweise erfassen, können wir die Prioritäten in unserem Leben richtig setzen [12] und werden vor unnötigen Ängsten verschont. Denn seine Liebe ist so überwältigend groß und mächtig, dass es nichts, aber auch gar nichts gibt, das uns von dieser Liebe scheiden kann.[13] Ziel alles Erforschens ist es, mit der ganzen Fülle Gottes erfüllt zu sein (Eph 3,19). Das wird uns auf Erden nicht gelingen, denn unsere Erkenntnis bleibt immer Stückwerk – aber sie soll so weit wie möglich zunehmen. Im Himmel, wenn wir Jesus von Angesicht zu Angesicht sehen, werden wir ihn so erkennen, wie er uns erkannt hat.[14]
Und obwohl wir die Weisheit und Erkenntnis Gottes nicht völlig erforschen können, so erkennen wir doch so viel davon, dass wir voller Bewunderung die Tiefe des Reichtums seiner Weisheit und Erkenntnis bewundern und lobpreisen können:
O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unaufspürbar seine Wege! (Röm 11,33)
Fußnoten
[1] | Alle Bibelstellen werden nach der Revidierten Elberfelder Bibelübersetzung (R. Brockhaus Verlag) zitiert. <zurück> |
[2] | Joh 1,18 Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat <ihn> kundgemacht. <zurück> |
[3] | Joh 14,9 [...] Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. [...] <zurück> |
[4] | Joh 5,19 Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn. |
Joh 5,30 Ich kann nichts von mir selbst tun; so wie ich höre, richte ich, und mein Gericht ist gerecht, denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. | |
Joh 8,28 Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Sohn des Menschen erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, daß ich es bin und daß ich nichts von mir selbst tue, sondern wie der Vater mich gelehrt hat, das rede ich. | |
Joh 12,49 Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll; | |
Joh 14,10 Glaubst du nicht, daß ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst; der Vater aber, der in mir bleibt, tut seine Werke. <zurück> | |
[5] | Kol 2,9 Denn in ihm [Christus] wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; <zurück> |
[6] | 1.Kor 2,11 Denn wer von den Menschen weiß, was im Menschen ist, als nur der Geist des Menschen, der in ihm ist? So hat auch niemand erkannt, was in Gott ist, als nur der Geist Gottes. <zurück> |
[7] | Eph 1,7 In ihm [Jesus Christus] haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade, |
Joh 3,36 Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm. <zurück> | |
[8] | 1.Kor 2,14 Ein natürlicher Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird. <zurück> |
[9] | Vielleicht meint Jesus dies, wenn er uns davor warnt, Perlen vor die Schweine zu werfen (Mt 7,6)? |
Das entbindet uns natürlich nicht von der Pflicht, mit Nichtchristen über den Glauben zu reden. Aber dazu müssen wir eine Basis wählen, die sie verstehen können. Deshalb ist es sinnvoll, bei ihrem eigenen Leben anzufangen, ihnen zu zeigen, dass sie Sünder sind, um die Erlösungsbedürftigkeit zu zeigen und dann erst auf Jesus Christus hinzuweisen, der die Strafe für unsere Schuld getragen hat und jedem, der daran glaubt, ewiges Leben schenkt. Wenn ein Mensch seine eigenen Sünden sowie den Beweis der Gerechtigkeit Jesu (seine Himmelfahrt) usw. verstanden hat, dann ist dies ein Beweis dafür, dass der Heilige Geist an ihm am Wirken ist und er auch mehr verstehen kann (Joh 16,8-12). <zurück> | |
[10] | Z.B. in Mt 16,18: Aber auch ich [Jesus] sage dir: Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen. <zurück> |
[11] | Eph 3,8-9 Mir, dem allergeringsten von allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, den Nationen den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen und ans Licht zu bringen, was die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her in Gott, der alle Dinge geschaffen hat, verborgen war; <zurück> |
[12] | Phil 3,8 ja wirklich, ich halte auch alles für Verlust um der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, willen, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck halte, damit ich Christus gewinne <zurück> |
[13] | Röm 8,35-39 Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? [...] 37 Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat. 38 Denn ich bin überzeugt, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, 39 weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. <zurück> |
[14] | 1.Kor 13,9-12 Denn wir erkennen stückweise, und wir weissagen stückweise; 10 wenn aber das Vollkommene kommt, wird das, was stückweise ist, weggetan werden. [...] 12 Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin. <zurück> |